Das Kochen selbst ist eine Ausdrucksform, eine Sprache, eine Möglichkeit für Menschen zu kommunizieren und zu interagieren. Die Küche übersetzt die Esskultur eines Volkes, seine Art der Versorgung, die Auswahl der Zutaten, die Art der Zubereitung, wie man isst, mit wem man isst.
Wenn man mich fragt, welches mein liebstes, brasilianisches Gericht ist, lautet die Antwort zweifellos Feijoada. Für Laien, stellt das Essen dieses Eintopfs, mit verschiedenen Fleischstücken und schwarzen Bohnen, eine große Herausforderung dar. Die Intensität von dunkler Farbe und würzigem Geschmack ist für viele einschüchternd. Wahrscheinlich fragen sie sich, ob sie es riskieren sollen? Für Brasilianer ist es das Nationalgericht par excellence. Es ist fast mehr Alchimie als Kochkunst und statt Gold, bekomme ich eine dicke, dunklere Soße, mit verschiedenen Fleischstücken und blubbernden schwarzen Bohnen. Herrlich!
Ein Mix aus portugiesischer und afrikanischer Kultur
Feijoada ist die Variation eines sehr alten, typisch europäischen Gerichts. Sie unterscheidet sich von Region zu Region und lässt sich in einem Atemzug mit nationalen Eintöpfen, wie zum Beispiel das Cassoulet aus Frankreich oder das Puchero aus Spanien, nennen.
Die Portugiesen haben die Technik, die Kombination von Eintopf mit Fleisch, nach Brasilien gebracht, wo im Laufe der Zeit, im Einklang mit lokalem Brauchtum, die schwarzen Bohnen hinzugefügt wurden. Diese gehörten zur natürlichen Ernährung der Einheimischen. Vor der Ankunft der Portugiesen in Brasilien waren in Europa bereits verschiedene Bohnensorten bekannt und es war üblich, sie bei der Zubereitung einiger Gerichte wie zum Beispiel Cassoulet, mit weißen Bohnen, zu verwenden.
Historiker sagen, dass die Feijoada ihren Ursprung im 19. Jahrhundert hatte. Der Mythos, das Gericht sei von Sklaven hergestellt worden, die die Fleischreste von portugiesischen Adligen hinzugaben, mag zwar romantisch klingen, stimmt aber nicht.
Doch zurück zum Gericht selbst! Für mich gilt die strenge Regel, diese Delikatesse nur mit originalen Zutaten zu kochen. Das ist nicht ganz einfach, manche sind in Deutschland schwer zu bekommen. Um die Feijoada perfekt abzurunden, reicht man Reis, Maniokmehl-Farofa, geschmorte Kohl, Orangenscheiben und eine feurige Chilisauce. Caipirinha darf auf keinen Fall fehlen!
Unter diesem Link finden Sie ein Rezept mit Zutaten, die man auch in Deutschland findet. Es entspricht nicht der originalen Feijoada, wie ich sie koche, aber es ist eine Option zum Improvisieren.
Essen als Zusammenkunft ist wertvoller als Sprache
Eintöpfe sind das rustikale Symbol des Familienessens und genau das vermittelt auch die Feijoada: Die Zusammenkunft geliebter Menschen. Daher lade ich immer sehr viele Freunde, für den Genuss dieses außergewöhnlichen Gerichts ein. Die Vorbereitung ist sehr aufwendig, aber es ist faszinierend zu sehen, wie sich die Zutaten verwandeln – und was für ein überraschtes Gesicht die Gäste machen, die das Gericht noch nicht kennen. Doch mit jedem Löffel, den sie zu sich nehmen, zieht sie diese schwarze Alchemie in den Bann. Mit jedem Biss gewinnen sie Vertrautheit mit diesem spektakulären Symbol brasilianischer Kultur.